Von unserem Campingplatz fuhren wir den ganzen Vormittag 60 km bis zur nächsten Stadt mit Zuganbindung. Heute hat Jana Geburtstag und wir wollen ihren Geburtstag in Stralsund verbringen. Von der
nächst größeren Stadt Güstrow kürzen wir unsere Tour um eine Tagesetappe bis Stralsund ab.
In Stralsund angekommen sind es noch ungefähr 10 km bis zu unserem nächsten Campingplatz auf Rügen. Die letzten acht km Rügendamm-Brücke rasen wir, wir können es kaum erwarten anzukommen.
Wieder über den Rügendamm nach Stralsund feiern wir den Geburtstag in einem schönen Restaurant. Nachdem wir den Abend ausklingen lassen haben, zieht ein großer Sturm auf. Und wieder rasen wir (ohne
Gepäck viel schneller) die Brücke hoch und fliehen vor dem Unwetter. Fast geschafft, da verlor ich mein Handy. Zum Glück hat mein Liebster es gefunden als der Sturm uns fast eingeholt hat und wir
eilen ins Zelt. Da wurde mir wieder klar, wie abhängig man heutzutage vom Smartphone ist...
Tag 6: 19.07. Dömitz - Goldberg (ehem. DDR)
Heute können wir den Unterschied zwischen dem Westen Deutschlands und der ehem. DDR besonders gut wahrnehmen. Durchgehend aufgeplatzte Straßen machen die Fahrt schwerer als steiniger Waldboden. Die
Atmosphäre ist schwer, keine Städte kilometerweit, die Städte, die wir durchfahren gleichen einem Ghetto. Das drückt alles auf unsere Stimmung. Wir möchten am liebsten so schnell wie möglich hier weg
an einen schöneren Platz aber der Osten zieht sich weit und überall ist die Armut spürbar. Keine Arbeit, Bauerhöfe mit schlimmer Massentierhaltung, all das trägt dazu bei, dass Streitigkeiten
schneller ausbrechen.
Endlich kommen wir an einen Campingplatz in der puren Natur, jeder nimmt sich die Zeit seine Gefühle und Gedanken zu ordnen.🧘🏻♀️
Wir beschließen am nächsten Tag ein Stück Bahn zu fahren, da es keine richtigen Radwege und Campingplätzen für die nächste Etappe gibt.
Tag 5: 18.07 Südheide - Dömitz (Elbe)
Moin Moin aus dem Norden! ⚓️
Heute haben wir die Elbe erreicht und unsere 350 km geknackt. Wir sind unserem Ziel Rügen nur noch drei Tagesetappen entfernt. Kaum zu glauben, dass wir die hügelige Landschaft hinter uns lassen
konnten. Auf dem ersten Blick waren wir sehr froh kaum noch Höhenmeter machen zu müssen, doch schnell bließ uns der starke Gegenwind einen Strich durch die Rechnung 🌬
Ziemlich frustrierend, sich nicht ab und zu rollen lassen zu können... aber auch wenn es anstrengend und unsere Launen gegenseitig nicht unbedingt lobenswert waren💥, sind wir stolz auf uns.
Viele reisen mit dem Fahrrad an der Elbe entlang: ältere Paare, Familien, sogar ein junges Paar mit Baby 🤩 wir sind immer wieder erstaunt, was es für spezielle Fahrradanhänger gibt und wie super
kleine Kinder und Babys die Fahrerei wegstecken. Die Kinder scheinen sehr aufgeweckt und lebensfroh zu sein. Quengeln kaum und wissen sich selbst auch ohne Technik zu beschäftigen, es ist
wunderbar und herzerwärmend diesen Familienhalt anzusehen.
Heute bin ich ein Jahr älter geworden. Wir haben unterwegs ein Stück Kuchen verdrückt, ich wurde mehrmals schön besungen und bin sehr dankbar für alle Glückwünsche 🙏🏼 Trotz des Schocks gestern
mein erstes graues Haar entdeckt zu haben 👩🏼🦳 (wo ich lustigerweise vor later falscher Eitelkeit ein paar Tränen vergossen habe😄)
Solche Themen werden tabuisiert, deshalb nehme ich es in dem Beitrag mit auf. Heutzutage verlieren viele junge Menschen durch die Stress- und Druckgesellschaft ihre Haarpigmente. Dabei muss es
lange keinen rein erblich bedingten Grund haben. Nachdem ich diesen vermeintlichen Schock verdaut habe, sehe ich es gar nicht mehr als schlimm an und habe es an Ort und Stelle sein gelassen. So
viel zu diesem Thema, mal sehen wie sich meine Ansicht in 10 Jahren dazu entwickelt 😄 Öfters mal im Alltag einen Gang runterschalten und sich nicht von allem stressen lassen, heißt es dann wohl
jetzt für mich 💆🏻♀️
Tag 4: 17.07. Laatzen - Südheide
Heute geht es endlich weiter - über den Naturpark Südheide. Leider fängt die Tour nach den ersten 20 km mit einer Fahrradpanne an. Zum Glück haben wir einen sehr hilfsbereiten Fahrradladen gefunden
bevor es zu spät war und konnten zum Mittag die Tour fortsetzen 🚴🏽♂️🚴🏼♀️🚴🏽♀️
Auch heute vergingen die Kilometer wie im Fluge, wir merken, dass die Landschaft immer flacher wird. Kilometer über Kilometer wechseln die Felder zwischen Mais und Rüben (was macht Deutschland
mit den ganzen Rüben??), bis wir an der schwierigsten Etappe des Tages angelangen. Die letzten 20 km radeln wir durch den dichten Wald des Naturparks Südheide. Von Laub- zu Nadel- und zu
Mischwald. Genauso wechselhaft ist der Untergrund - Kiesel, Sand, Erde, grobe Steine, aufgerissene Steinplatten...sehr gefährlich für voll beladene Hinterräder.
Trotz allen Hindernissen haben wir auch heute Wohlbehalten überstanden und unser Ziel nach 90 km erreicht🙏🏼
Emotional haben wir alle drei schon unsere Achterbahnrunden gedreht. Genauso wie wir eine wundervolle Zeit und Erlebnisse gemeinsam haben, ist bei so einer Fahrt der Kampf mit seinen persönlichen
Emotionen vorprogrammiert. Verstärkt durch die unglaubliche körperliche Anstrengung, ungewohnte Umgebung und selbstverständlich das dauerhafte Beieinander sein und funktionieren müssen. Dennoch
ist jede Situation lösbar, weil der Zusammenhalt auch sehr stark ist. Und wenn sich jeder etwas Zeit für sich nehmen kann (wie ich mir beim ‚Tagebuchschreiben‘ hier auf dem Blog), löst sich ein
immer größerer Teil des inneren Durcheinanders auf.
Nicht missverstehen: auf solchen intensiven und naturverbundenen Reisen kommen verstärkt verdrängte, aufzulösende innere Konflikte auf. Das ist ganz natürlich und soll auch so sein. Niemand kann
nirgendwo sich selbst entfliehen. Danach geht es einem nicht nur zu dem Zeitpunkt sondern auch im Alltagsleben besser☀️
Tag 3: 16.07. Entspannung, Saunieren, Yoga
Nach der gestrigen Rekordstrecke beschlossen wir schon einen Tag Pause einzulegen (es ist ja schließlich unser Urlaub). Unsere müden Muskeln wärmten wir in der Therme auf und entspannen am Abend bei
einer Yoga Einheit mit dem Mondgruß direkt am Wasser 🌝 ich denke die Bilder sprechen für sich 🌲🌊
Tag 2: 15.07. Höxter - Laatzen
Unsere heutige Tour erinnerte sehr an eine alpine Radstrecke. Wir mussten zwei Stunden bergauf Schieben und haben das Weserbergland durchquert. 96 Kilometer und so fertig wie noch nie.😵
So eine Strecke geht ganz schön auf die Moral, da waren wir froh, einander zum aufmuntern zu haben!
Wenn man schiebt und schiebt und die Kraft nachlässt.. die Kilometerzahl ändert sich nicht. Umso glücklicher waren wir einen so schönen Campingplatz gefunden zu haben und verbrachten zwei Nächte
in einem Mietwohnwagen. Das war eine interessante Erfahrung und bot Schutz vor der Kälte im Zelt. Vielleicht reisen wir irgendwann auch mal mit einem Wohnwagen 🤔.....
Tag 1: 14.07. Korbach - Höxter
Der erste Tag der Reise beginnt um 5 Uhr morgens.
Aufstehen, Taschen auf den Gepäckträger und frühstücken bei Schwiegereltern. Diese Reise bestreiten wir nämlich zu dritt und nehmen Artjoms kleine Schwester mit 👱🏻♀️
Heute ist Deutschland etwas kühl für Mitte Juli und bewölkt, für uns aber perfektes Fahrrad Wetter.
Die Strecke war heute ein Geschenk: kaum Steigungen, einfach drauf los rollen! Kaum ist es 15 Uhr (nachdem wir dreimal gefrühstückt haben😄) haben wir unser Tagesziel erreicht. Ca. 85 km später
sind wir beim Wesercamping Höxter angekommen.
Die letzten Wochen fühlte ich mich ausgelaugt, emotional nicht wirklich stabil und einfach komplett durch den Wind. Nach den ersten Tritten in die Pedale fallen alle Sorgen von mir ab, das Leben
fällt leicht, ich brauche auf einmal nichts mehr. Nur den Willen, die Natur und meinen Liebsten natürlich. Die Bedenken beginnen essentiell zu werden: schaffe ich den Berg, bleibt das Zelt
trocken... da fallen Sorgen, die das tägliche Schaffen betreffen, schnell in den Hintergrund.
Ich beginne den Moment wirklich zu leben. Auch wenn das einige nicht verstehen mögen, das ist für mich Urlaub und ich wünsche jedem Menschen seinem Alltag ab und zu entfliehen zu können, jeder
auf seine Art und Weise. Alles ist oder kommt in Ordnung, ich bin dankbar 🙏🏼 Gute Nacht💫